11. Tag - Cairns
Tablelands



Tablelands

In den Ebenen des Hinterlandes wird weiträumig Zuckerrohr kultiviert, aber nie flächendeckend, es sind immer große Brachen "wilder" Areale eingestreut. Die Kulturen benötigen viel Dünger und eine sorgfältige Wasserführung. Man steckt etwa 30 cm lange Stängelstücke in die vorbereitete Erde und kann nach der Regenzeit bereits die erste Ernte einbringen. Bis zu vier Ernten sind wirtschaftlich möglich, die Stärke der Stiele und damit der Erlös nimmt aber von einem zum anderen Male deutlich ab. Bei der Neupflanzung verzichtet man deshalb oft auf die letzte Ernte und sät Leguminosen als Gründüngung zur Verbesserung und Regenerierung des Bodens. Das dann neu gepflanzte Zuckerrohr bringt wieder dicke Stangen und kompensiert so in etwa die ausgefallene Ernte. Die erntereifen Felder werden oft abgefackelt. Mit den dürren Blättern verbrennen sämtliche Schädlinge, aber auch die Schlangen mit ihrem für die Erntehelfer oft lebensbedrohenden Potential. Die zuckerhaltigen Stangen überstehen das Feuer schadlos und können bequem abgehackt werden. Da in den Flammen auch alles andere was da kreucht und fleucht zu Grunde geht, geben die weithin sichtbaren Feuer immer wieder Anlass und Motivation für Proteste lokaler Umweltaktivisten. Moderne, vollautomatische Maschinen schneiden in einem Arbeitsgang die Pflanzen ab, streuen die abgetrennten Blätter zurück auf die Felder und blasen die geschredderten Stängel in Container als Rohmaterial für die Zuckerfabrik. In der Raffinerie anfallenden Abfälle wie Treber und Melasse werden verfüttert oder gehen als Dünger zurück auf die Felder.

Im Jahre 1870 vertrieben Goldgräber die komplette Urbevölkerung aus dem Hochland. Die Glücksritter blieben aber nur kurze Zeit. Die Ausbeute war zu gering, der Abbau unrentabel. Jahrzehnte später nahmen Kriegsveteranen das Tableland dann endgültig in Besitz. Der Staat Queensland verteilte das Land unter den Rückkehrern von den europäischen Schlachtfeldern. Die Männer rodeten die Urwälder und schufen mit ihren großflächigen Rinderfarmen flächendeckend eine reizvolle und abwechslungsreiche Kulturlandschaft. An unzugänglichen und nur schwer nutzbaren Stellen blieben Relikten von Wildnis und Ursprünglichkeit erhalten. Diese Nischen ermöglichten vielen tierischen und pflanzlichen Spezialisten das Überleben. Selbst einige der äußerst sensiblen Schnabeltiere schafften es bis in die Gegenwart und sind jetzt Publikumsmagnet für Einheimische und Touristen.

Fliegende Hunde leben gerne in der Nähe von Cashewnussbäumen. Auch die Pythonschlangen schätzen diesen Lebensraum. Die Farmer und die Schlangen, beide lieben die Fledermäuse, wenn auch nicht unbedingt auf die gleiche Art. Aber der Reihe nach: Die Flattermänner sind gerne gesehen in den Plantagen, denn sie fressen mit Vorliebe die fleischigen Hüllen der Cashewnüsse, in denen wie bei unseren Mandeln und Walnüssen die Samen reifen. Die ausgepopelten Kerne fallen achtlos zu Boden und können am Morgen von den Farmarbeitern problemlos aufgesammelt werden. Mit vollen Bäuchen hängen die nächtlichen Erntehelfer dann längst wieder kopfüber in ihren Schlafbäumen, zu denen sie oft über Generationen hinweg Nacht für Nacht zurückfliegen. Dort wohnen auch die Pytons, die sich gerade von der höher steigenden Sonne langsam auf Betriebstemperatur bringen lassen. Später werden sie dann vorsichtig zu den Schläfern hochklettern und sich den Einen oder Anderen schnappen als mittäglichen Snack.


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