1.- 3. Tag - München - Cancún auf Yucatan
Busfahrt Cancún - Belize City




Ferienanlage Capitán Lafitte am Strand der Playa del Carmen
Klimatisierte Bungalows und Reihenhäuschen zwischen niederen Kokospalmen, blühenden Büschen und überall der endlos tiefe, allerfeinste, helle Sand. Alles blitzsauber und gepflegt. Das Meer warm, um die dreißig Grad. Bereits im flachen Wasser, nahe am Strand, Korallenstöcke mit kleinen bunten Fischen und auch einigen größeren. Dazu das ausgezeichnete Buffet und die einladende Bar am Pool. Andererseits die Aussicht auf Moskitoschwärme über schlammigen Dschungelpfaden, Sandwichpicknick aus der Kühlbox: pampige Weißbrotscheiben mit Mischmaschbelag und Ketchup an angewelktem Salatblatt - vielleicht doch lieber hier bleiben und warten bis die Anderen wiederkommen?

Cancún - Belize City
Unsere Straße, eine schnurgerade Kerbe durch die Wildnis mit nagelneuer Asphaltdecke, bringt uns flott nach Süden. Das Land ist flach und steigt bis weit ins Innere nur um wenige Meter über Meereshöhe an. Mangrovensümpfe ziehen vorbei. Strukturlos grün, gut mannshoch, monoton wie Getreidefelder im Sommer begleiten sie uns Kilometer um Kilometer, und weichen nur an trockeneren etwas höheren Standorten stark verfilztem, niederem Wald mit dünnen Stämmen. Immer wieder passieren wir kleine Gruppen oder auch einzelne Behausungen. Die Straße lockte bereits erste Pioniere aus den Slums der Städte in die Wildnis. Sie bauten ihre einfachen Hütten unter die Bäume, brannten einige dutzend Quadratmeter Urwald nieder und versuchen nun darauf über den Eigenbedarf hinaus Lebensmittel zu gewinne. Die Märkte in den wenigen Zentren sind den Kleinbauern, den Campesinos meist verschlossen, die Entfernungen einfach zu groß. Durch den Verkauf an vorbeikommende Händler haben sie aber die Chance überhaupt an Geld zu kommen. Kurz vor Felipe Carrillo Puerto, der einzigen größeren Stadt bis zur Grenze, arbeitet eine handvoll Männer am Seitenstreifen der Straße. Sie hacken mit ihren Macheten den Wildwuchs nieder. Hundert Kilometer davor, hundert Kilometer dahinter überall der gleiche Asphalt, die gleiche Wand aus Stämmen, Ästen und Blättern und die gleichen Seitenstreifen. Und hier auf zwanzig Metern die schwitzenden Männer mit ihren langen Messern. Was soll man sich da vorstellen, angesichts der endlosen Grünstreifen? Hätten die alten Griechen das gesehen, sie hätten ihrem Sisyphos statt des Steins sicher eine Machete in die Hand gedrückt.

Der Grenzübertritt ist gewöhnungsbedürftig. Es darf nichts im Bus bleiben, kein Wanderstiefel, kein Koffer, kein Brotzeitbeutel. Die Grenzer wollen das alles richtig zugeordnet sehen. Was soll's, ist deren Heimspiel. Wir schleifen also unser gesamtes Gepäck über die Straße, durch Gänge und Räume, vorbei an gaaanz wichtigen, ernst blickenden Männern, mit gaaanz wichtigen Büchern und mit gaaanz wichtigen Stempeln. Unsere Daten landen in völlig zerfledderten Folianten - handschriftlich, auch die endlosen Passnummern. Ein umfangreiches, von uns auszufüllendes Formblatt wird gestempelt und zweigeteilt. Den kleinen Abschnitt braucht man unbedingt bei der Ausreise. Was aber wirklich passiert wenn man ihn nicht mehr hat weiß niemand so recht. Vielleicht muss man dann mit einer Machete den Straßengraben freihacken? Für unser Gepäck hat sich übrigens niemand interessiert. Ich empfand das irgendwie versöhnlich.

In Belize direkt nach der Grenze plötzlich flächendeckend nachhaltige Landwirtschaft mit gepflegten Feldern und Kühen auf der Weide. Ein geradezu provokanter Kontrast zu den ärmlichen Behausungen der brandrodender Kleinbauern auf der mexikanischen Seite. Sie stehen auch hier noch, die alten Wohnstätten, aber als Wochenend-Häuschen in Schrebergärten oder als Nebengebäude bei den Neubauten. Etwas später sieht man sie aber doch als gelebte Wirklichkeit: Ganze Areale mit den Hühnern, Hunden, Schweinen und den Wäscheleinen zwischen den ärmlichen Hütten.


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