4. Tag - Wildschutz-Gebiet Crooket Tree
Die Ruinen von Altún Há



Wildschutz-Gebiet Crooket Tree
Der See scheint endlos, das Wasser steht hoch und die Krokodile gammeln irgendwo im Gestrüpp der frisch überschwemmten Ufer herum, dort wo sie sich von niemandem mehr anschauen lassen müssen. Nach der anfangs eher langweiligen Fahrt kurvt unser Boot nun durch die Kanäle eines unübersichtlichen Gewirrs kleiner und kleinster Schilf- und Buschinseln um unvermutet in einen flussähnlichen Altwasserarm einzubiegen. Steile Ufer mit dichter Vegetation säumen ihn, alles überragt von hohen Bäumen. Viele Vögel: Enten, Reiher, Gänse, ein Kolibri, Greife, knapp über dem Wasser, dösend auf einem Ast ein Kragenhabicht, hellbraun und groß wie ein Adler. Schmetterlinge an blühenden Büschen, auch die schillernd blauen Morphofalter und hoch über dem Wasser pennt ein Brüllaffe in einer Astgabel.

Unser Boot ist klein und schnell und hat kein Dach und es regnet. Genauer es schüttet auf unserer Rückfahrt wie aus Eimern. Bin so klitschnass, dass ich erst beim Aussteigen die Zentimeter tiefe Pfütze auf meinem Schalensitz bemerke in der ich die ganze Zeit gesessen bin.

Die Ruinen von Altún Há
Das Areal ist weitläufig, völlig von Gras bedeckt, als hätte jemand eine riesige Decke über die Tempel, Plätze und Tribünen gebreitet. Eingestreut die restaurierten Bauten, scharf abgegrenzt wie Felsen in der Landschaft. Es ist die am intensivsten freigelegte Maya-Anlage Belizes und sie ist alt. Ihre Spuren reichen bis etwa 600 v.Chr. zurück. Um die Zeitenwende gab es Probleme mit dem Wasser - es wurde in den Trockenzeiten knapp. Sie fanden die Lösung: Boden und Wände einer Mulde mit Lehm und Kalkmörtel versiegeln, fertig ist der Wasserspeicher. Und die Methode hatte Zukunft! Einige Jahrhunderte und einige Anbauten später bedeckte das Becken fast 5 000 m².

Die Pyramiden wurden über Generationen hinweg errichtet. Der Erste baute seinen Tempel auf einem Erdhügel. Sein Nachfolger begrub ihn darin, füllte alle Hohlräume auf um die Statik zu sichern und errichteten darüber seinen neuen Palast oder Tempel ( so genau weiß man das nicht immer). Seine Erben verfuhren genauso und die nächsten und übernächsten Priesterfürsten taten was alle vor ihnen taten. Es baute nicht jeder, aber wenn einer baute, so baute er so und nicht anders, hier und wo immer Mayas ihre Pyramiden errichteten. Es entstanden Bauwerke bei denen die neue Schicht die alten überlagerte, so wie bei einer Zwiebel die äußeren Schalen die inneren umhüllen. Eine der großen Pyramiden hier, der Tempel B-4, besteht aus sieben solcher Schichten und man fand auch alle sieben Gräber, jedes in der Schicht seiner Epoche. Von Fragmenten einer achten Schicht ist nach der Renovierung nichts geblieben. Zwei Gräber aus dieser Zeit, ganz oben auf der zentralen Plattform waren geplündert und zerstört - Zeugnisse des gewaltsamen Untergangs. Darunter tief im Inneren des zentralen Blocks im Grab eines Mannes fand man den vollplastisch gearbeiteten Kopf des Sonnengottes K'inich Kak Moo. Dieses 15 cm hohe und 4,3 kg schwere Jadestück ist der wertvollste Fund aus einer eher bescheidenen Hinterlassenschaft der versunkenen Stadt. Ein Bild davon findet man heute auf jeder Banknote Belizes.


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